Sie befinden sich aktuell in den Offenes Tagebuch von Partono Sudarbo [WeBlogbuch] Blog-Archiven für den folgenden Tag 30.4.2009.
30.4.2009 von tono.
der frühling ist da - unbestreitbar. alles grünt und blüht, die grills werden entstaubt und das leben pulsiert wieder. herzschlag und atmung sind beschleunigt, kurz: frühlingsgefühle. für mich nicht dieses jahr.
auf der habenseite: ostern war da mit sonne, besuch, schokolade und “fronturlaub” bei meinen mädels - war toll: drinks auf der dachterrasse, dolby digital statt stereo wellensittiche und ein hauch von leben. dann war da noch gleich im anschluss mein geburtstag mit bombenwetter, kaffee, kuchen und grillen hier auf der wunderschönen terrasse des hospiz. danke an alle, die hier waren und/oder geholfen haben, die feier mit zu gestalten: freiwillige helfer, angestellte des hospiz, freunde und familie. das einzige, was noch gefehlt hat, war eine stripperin aus der torte. den zahn musste ich mir aber genauso ziehen lassen wie die männerfantasie von der nymphomanen krankenschwester und einem herztod im bett – es gibt sie nur im film
aber auch so gab es einige momente, die mich vergessen ließen, dass ich ein gefangener in meinem eigenen körper bin. aber leider nicht so viele und nicht so lang andauernde, dass ich mich unterm strich als „lebend“ bezeichnen würde. ob ein glas als halb leer oder halb voll anzusehen ist, entscheide ich derzeit von fall zu fall - ob ich halb tot oder noch halb am leben bin, kann ich aber mit einem klaren “halbtot” beantworten. mein körperliches leistungspotenzial nähert sich nun bedrohlich dem absoluten nullpunkt; ich stürze mehr oder minder regelmäßig, nach meinem rechten arm fangen jetzt meine beine an, ihre eigenen wege zu gehen (oder eben nicht) , und mich zu boykottieren – und ich wiege nur noch 59 kg.
auf jeden fall sind jetzt, wo mein sprachvermögen sich auf das niveau eines einjährigen zurückentwickelt hat, alle helfer und pflegekräfte hier, sowie freunde und familie, viel stärker gefordert, zu ergründen, was ich will.
quietsche und grunze ich, weil ich
usw., usw., usw.
ein perfides spiel! es gibt weitaus lustigere – und gewinnträchtigere – quizspiele. na wie auch immer: ich bin jetzt voll genervt (ob mehr als mein jeweiliges gegenüber, ist wohl immer situationsbedingt) . ich kann mich nicht mehr an der nase kratzen, wenn es juckt, komme aus normalen stühlen, einem sessel oder gar einem bett nicht mehr ohne hilfe raus, und schaffe nur mit „geleitschutz“ wege von mehr als einem meter. aber am schlimmsten finde ich die tatsache, dass ich nur noch mit hängendem kopf unterwegs bin. meine rest-nackenmuskeln lassen nur noch gelegentliches, kurzfristiges aufrichten zu; die finger meiner hände kann ich nicht mehr strecken – echt primatenlike, wie in dem bild - nur andersrum!
aber ich möchte die vielen lieben angebote, die mir hier gemacht worden sind, nicht unterschlagen. sie reichten vom spazieren gehen über kaffee trinken bis zu schwimmen oder einem kinobesuch. ich habe die meisten davon abgelehnt, weil sie mich – obwohl gut (aus-)gedacht – frustriert hätten. bei einem kinobesuch popcorn angereicht zu bekommen statt selber mit der hand in einem riesenbecher herum zu wühlen, erreicht eben nicht denselben spaßfaktor. spazieren gehen fand ich schon in den 70ern sterbenslangweilig, und nur, um mich mal wieder für ein paar minuten in meinem lieblingselement aufzuhalten, einen waltransport über land durchzuführen, war mir zuviel logistik und aufwand.
womit wir dann wieder bei „halbvoll“ oder „halbleer“, und den spatzen und den tauben wären… (ich war der mit dem t-shirtaufdruck „all or nothing“)
„ich sollte dankbar sein für mein kleines, dummes leben“
kevin spacey eben in „american beauty“;
mein lieblingsfilm mit ihm: „k-pax“.
bis demnächst,
Tono.
Geschrieben in ALS | 1 Kommentar »